Oftmals stehen Unternehmensgründer im produzierenden Gewerbe vor sehr großen Investitionen. Woher also nehmen wenn es einem die Bank nicht oder nur teilweise finanziert? Ist meine Selbstständigkeit damit schon gescheitert?  Diese beiden Fragen diskutiert der nachfolgende Beitrag und soll dem Leser einen Einblick in die Alternativen zur klassischen Bankkreditfinanzierung geben.

Zunächst die Antwort zur zweiten Frage, nein die Selbstständigkeit ist nicht gescheitert. Es gibt neben anderen Banken auch noch weitere alternativen eine investitionsintensive Unternehmensgründung zu finanzieren. Nach der schnellen Antwort auf die zweite Frage bedarf die erste einer intensiveren Erläuterung.

Neben Banken können Unternehmensgründungen auch aus öffentlichen Mitteln (z.B. staatl. Fördergelder), Private Equity oder auch Venture Capital finanziert werden. Der Fokus in diesem Beitrag liegt auf den den alternativen Private Equitiy und Venture Capital. Die öffentlichen Mittel werden hier nicht gesondert betrachtet, da diese oftmals mit einer Kreditfinanzierung durch eine Bank vergleichbar sind.

Private Equity und auch Venture Capital haben durch die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit in breiten Teilen ein negatives Image bekommen. Aber lassen Sie sich gesagt sein, es ist alles gar nicht so schlimm wenn man sich die Begriffe und Interessen der entsprechenden Investoren klar macht.

Zunächst was verbirgt sich hinter den Begriffen Privat Equity und Venture Capital? Privat Equity bzw. Venture Capital ist nichts anderes als von dritten Unternehmern oder Privatpersonen, für einen begrenzten Zeitraum, mit Renditeabsicht, zur Verfügung gestelltes Eigenkapital.  Eine Abgrenzung der beiden Begriffe Privat Equity und Venture Capital kann über den Zeitpunkt der Investition getroffen werden. Venture Capital (Wagniskapital) wird ausschließlich während der Start-Phase eines Unternehmens zur Verfügung gestellt. Dagegen kann Privat Equity über den gesamten „Lebenszyklus“ eines Unternehmens  eingebracht werden.  Jedoch sollte sich jeder Unternehmer darüber im Klaren sein, dass derartige Investoren aus einer Gewinnerzielungsabsicht handeln und das Geld nur ca. 3-5 Jahre im Unternehmen belassen. Das heißt konkret,  die so finanzierten Unternehmen müssen mittelfristig einen Kapitalersatz beschaffen.

Bei nun genauerem betrachten der Investitionsabsicht wirken derartige Investoren gar nicht so abschreckend wie sie in den Medien dargestellt werden, da deren Bedingungen von Anfang an klar sind. Der Investor gibt einem Unternehmen Kapital für einen begrenzten Zeitraum, mit der Absicht Gewinne zu erzielen bzw. sein Kapital zu mehren. (Er ist also überzeugt von der Idee des Unternehmens). Alleine aufgrund dessen schon ist die „Heuschrecken-Debatte“ von Politik und Medien überzogen. Darüber hinaus sind derartige Investoren  auch bereit Geld in Unternehmen zu investieren obwohl das Risiko eines Verlustes zumindest stark erhöht ist. Das derartige Risiken mit erhöhten Verzinsungsansprüchen verbunden sind, sollte eigentlich für jeden Kaufmann und Unternehmensgründer verständlich sein (höheres Risiko = höhere Zinsen).

In den Medien jedoch wird häufig behauptet Private Equity bzw. Venture Capital-Geber (z.B. Hedge-Fonds) würden Unternehmen in den Ruin treiben. Wer sagt denn überhaupt, dass diese Form der Investition bzw. deren Investoren ursächlich für Unternehmenspleiten sind? Die Probleme liegen oftmals in den Unternehmen selbst, es fehlt an vorausschauendem Denken, situationsspezifischer Planung und an der daraus resultierenden adequaten Unternehmenssteuerung. Firmen mit Private Equity- oder Venture Capital-Finanzierungen benötigen ein gutes, problemorientiertes Controlling und Reporting, leider fehlt es oftmals an eben solchen Schlüsselfaktoren. Hier muss im Reporting und in der Unternehmenssteuerung eine stärkere Fokussierung auf die Kapitalstärkung gelegt werden. Grundsätzlich bestehen, bei Abzug des Kapitals durch den Investor, zwei Möglichkeiten Private Equity und Venture Capital zu ersetzen; Zum Einen die sogenannte Innenfinanzierung (z.B. Thesaurierung der Gewinne) und zum Anderen eine Fremdfinanzierung (z.B. Anschlussfinanzierungen bei Banken). In beiden Fällen bilden  eine erfolgreiche Finanzplanung und Finanzierungsrechnung innerhalb des Controllings die Basis. Entsprechend sollte die Informationsnachfrage der Unternehmensleitung bei turnusmäßigen Reportings sein und die Geschäftssteuerung ggf. entsprechend angepasst werden.

Zusammengefasst kann festgehalten werden das Private Equity und Venture Capital, alternativen zur Gründungsfinanzierung sein können. Allerdings erfordern sie eine erhöhte Aufmerksamkeit der Geschäftsleitung und verlangen ein vorausschauendes Controlling (insb. Reporting). Überspitzt formuliert könnte man sagen Kapitalgeber von Private Equity und Venture Capital wirken erziehend auf Unternehmen und tun neben den Kapitalspritzen noch etwas extra für Unternehmen.