Die deutsche Wirtschaft ist im letzten Quartal 2012, saisonbereinigt, um 0,6 %-Punkte geschrumpft. Die Gründe waren laut statistischen Bundesamt die „schwächelnden“ Exporte (-2 % im 4. Quartal 2012). Lediglich der Konsum konnte einen positiven Beitrag zum BIP (Bruttoinlandsprodukt) leisten. Die Investitionen sind, aufgrund der Euroschuldenkrise und der damit verbunden Vertrauenskrise, weiterhin auf niedrigem Niveau.

Vereinfachte Dartstellung des BIP in Q4/2012
Vereinfachte Darstellung des BIP in Q4/2012

Derartige Pressemeldungen sind für einige Zeitungsleser so interessant wie „Hausstaub“, doch die eigentliche Neuigkeit wird nur „zwischen den Zeilen“ publik gemacht. Deutschlands stärke gründet nicht unwesentlich auf einem wirtschaftlich „gesunden“ Europa. Insofern erschließen sich auch die Bemühungen (teilw. auch harte Forderungen) der Bundesregierung, die wirtschaftliche Situation in den europäischen Krisenstaaten in den „Griff“ zu bekommen umso die Exporte Deutschlands zu stärken. Es hat nichts damit zu tun, dass Deutschland „Europa regieren“ will, es ist vielmehr die Sorge um die eigene Wirtschaft.

Eine nicht unberechtigte Nachfrage ist: Was haben die europäischen Krisenstaaten mit unseren schwächelnden Exporten zu tun? Es gibt doch noch andere Länder? Die Antwort auf die erste Frage lautet eine ganze Menge, Europa ist unser wichtigster Handelspartner (Verkäufe innerhalb der EU zählen als Exporte). Hinsichtlich der zweiten Frage ist zu berücksichtigen, dass es zwar viele andere Länder gibt, aber Exporte bedürfen der Vorbereitung (Verträge, Bedürfnisse feststellen etc.). Ein Exportvertrag benötigt, in Ermangelung eines supranationalen Rechts, von der Geschäftsanbahnung bis zum Abschluss i.d.R. 3-4 Monate (gesonderte Finanzierungsverträge nicht eingerechnet). Darüber hinaus ist dem Umstand Rechnung zu tragen, dass jedes Land unterschiedliche Bedürfnisse hat, von High-Tech bis zu Agrarprodukten ist hier alles möglich. Folglich kann Deutschland auch nicht seine Produkte „irgendwo“ anders verkaufen, da in den „anderen“ Ländern nicht zwingend dasselbe nachgefragt wird. Abgesehen davon kann Deutschland nicht alle Produkte selbst herstellen z. B. Orangen wachsen hier klimabedingt nicht. Im Ergebnis führt es dazu, dass der Konsum (Arbeiter, Angestellte) nicht den Rückgang der Exporte (des Außenbeitrags) „auffangen“ kann. In einer solchen Situation bleiben häufig Investitionen der Unternehmen aus, da diese abwartend auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung reagieren und das BIP nicht unterstützen. Jedoch ist dies i. d. R. nur ein temporäres Phänomen, starke Volkswirtschaften wie z. B. Deutschland, benötigen lediglich eine Zeit der „Neuorientierung“ um neue Aufträge durch Exporte zu generieren. So ist bspw. der Ifo-Index, nach dem schwachen Winterquartal 2012, wieder um 3 Punkte auf 107,4 Punkte gestiegen, was für ein zukünftiges Wachstum in Deutschland spricht. Der ifo-Index misst die wirtschaftliche Stimmung in den deutschen Industrieunternehmen und gilt als einer der wichtigsten konjunkturellen Frühindikatoren in Deutschland.

Zusammenfassend kann die Situation wie folgt beschrieben werden: Die deutsche Wirtschaft hängt von einem wirtschaftlich „gesunden“ Europa ab, ist aber nicht gänzlich abhängig von Europa. Jedoch muss beachtet werden, dass Deutschland eine „Exportnation“ ist und ein „schwächelnder“ Export nicht gut für die deutsche Wirtschaft ist. Trotz alle dem zeigen die Konjunkturdaten, wie z.B. der ifo-Index nach oben. Somit ist zwar in Deutschland mit einem wirtschaftlichen Aufschwung zu rechnen, jedoch ist dieser Umstand nicht automatisch auf ganz Europa übertragbar.